Mit Mut und Technologie die Chancen des Klimawandels nutzen

Datum des Artikels 24.09.2021

Klimadialog von MIT und CDU:
Der Mittelstand als Schnellboot der Dekarbonisierung durch autarke Energieversorgung?

„Der Klimawandel ist eine Bedrohung für die Menschheit, das ist gar keine Frage“, hat Ralph Brinkhaus, der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, beim Klimadialog in Halle festgestellt. Den haben, angesichts der Wichtigkeit des Themas, die Mittelstands- und Wirtschaftsunion im Kreis Gütersloh gemeinsam mit dem CDU-Stadtverband Halle veranstaltet. Auf Einladung des MIT-Kreisvorsitzenden Mathias Westerbarkei und des Haller CDU-Vorsitzenden Axel Reimers nahmen vor den mehr als 60 Gästen auf der Außenterrasse des Court-Hotels bei der OWL-Arena in Halle Westfalen mehrere Experten Stellung zu den möglichen Handlungsoptionen und Chancen der mittelständischen Industrie im Kampf gegen die Erderwärmung.

Brinkhaus betonte, die CDU wolle mit Innovationen und einem Mix aus verschiedenen Technologien statt mit Bevormundung und Verzicht den Klimawandel begegnen. „Wir müssen zeigen, dass ein klimaneutrales Industrieland möglich ist“, so der Bundestagsabgeordnete. Er beabsichtigt daher, die regulatorischen Hürden (u.a. Abschaffung der EEG-Umlage) zu beseitigen und die Planungsverfahren für den Ausbau der klimafreundlichen Energien durch Entbürokratisierung und Digitalisierung zu beschleunigen, um weltweit führend in der Forschung und in der Umsetzung von wettbewerbsfähigen Klimatechnologien zu werden. „Der Kampf muss mit mehr Mut und Zuversicht geführt werden. Kein anderes Land hat Grund, optimistischer zu sein als wir. Denn wir sind das Land der Technologie und der Innovation.“

Felix Rodenjohann, Mitbegründer der CDU-nahen Klimaunion, betonte, dass viele für den Klimaschutz notwendige Technologien schon fertig seien. Er sieht einen starken Trend zur Verlagerung der Wertschöpfung / Dezentralisierung der Energieerzeugung hin zu den Unternehmen und Bürgern. Das Leben werde durch die Elektrifizierung und autarke Energieversorgung (PV Anlage mit Speicher und Elektroauto) komfortabler und für alle günstiger. Die allgemein vorherrschende, falsche Vorstellung, der Klimaschutz sei angeblich so teuer, sei auch Schuld der Grünen. „Sie haben durch ihren Narrativ des Verzichts und der Last und des Verbots und dieser ganzen Negativität eine Ablehnung produziert, die dieses Thema nicht verdient.“ Keine Partei im Deutschen Bundestag sei in der Lage, die Dekarbonisierung schneller voranzutreiben als die Union. Deswegen strebe die CDU ein grünes Wirtschaftswunder an, so Rodenjohann.

Sarah Osterholt, von der Firma Hörmann, berichtete von verschiedenen erfolgreich umgesetzten Projekten im Rahmen der freiwilligen konzernweiten Initiative zur Dekarbonisierung, in der Produktion und bei den Lieferanten (berechnen, reduzieren und kompensieren). Hörmann nutze selbst bereits einen Mix aus vielen klimaneutralen Technologien und gebe seine Erfahrungen auch an seine Partner weiter. Es gebe viele richtige Wege. Wichtig sei jedoch, dass man anfängt. Jan Fischer, von der Haller Photovoltaik-Firma Geoplex, stellte die Nutzung der Sonnenenergie in Kombination mit Speichern als maßgebliche Zukunftstechnologie heraus. Sie sei auch für Unternehmen unkompliziert umsetzbar und jeder könne sie bereits heute wirtschaftlich nutzen.

Große Sorgen um die Energiewende macht sich hingegen Gero Schulze Isfort, Vorstandsmitglied des Verbandes der Automobilindustrie VDA. Er erklärte, dass im Jahr 2020 in Deutschland 488 Terrawattstunden Netto Strom verbraucht wurden. Um „grünen Stahl“ zu erzeugen, die Chemieindustrie umzustrukturieren und die Mobilität zu elektrifizieren, würde jedoch die dreifache Menge zusätzlich benötigt. Auch Axel Bartling, vom gleichnamigen Unternehmen in Borgholzhausen, warnte vor Versorgungslücken, denn in Deutschland gebe es mittags zu viel, morgens und abends zu wenig und nachts gar keinen Solarstrom.

Brinkhaus erwiderte darauf, es spreche nichts dagegen, „grünen Wasserstoff“ aus Ländern zu importieren, in denen es viel Platz, Sonne und Wind gebe. Maximilian Reitmeir, Innovationsexperte (SIT Austria GmbH) und ehemaliger Forschungsingenieur bei BMW, schlug Gleichstrom als grundlegendes Prinzip vor, um den Energieverlust durch die Wechselstromumwandlung zu vermeiden. Für einen mittelständischen Unternehmer sei die Transformation in einen autarken Stromerzeuger, zusätzlich zum Tagesgeschäft, nicht einfach realisierbar. Er empfahl daher die Etablierung von Energiepartnerschaften. Bürgermeister Thomas Tappe wünschte sich neben verbesserten Speicherkapazitäten schließlich Unterstützung aus Berlin, um die rechtlichen Voraussetzungen im Kampf gegen den Klimawandel zu verbessern und bürokratische Hindernisse abzubauen.

Die Highlights der Podiumsdiskussion sind auf dem YouTube Kanal der MIT in einem kurzen Video zusammengefasst: https://youtu.be/VhiIrIRXFIU.

 

 

Bildunterschrift:
v.l. Mathias Westerbarkei (Vorsitzender der MIT Kreis Gütersloh), Sarah Osterholt (Leiterin Internationales Projektmanagement der Hörmann KG Verkaufsgesellschaft), Jan Fischer (Geschäftsführender Gesellschafter der Geoplex-PV GmbH), Maximilian Reitmeir (Geschäftsführender Gesellschafter der SIT Austria GmbH), Axel Reimers (CDU Stadtverbandsvorsitzender Halle Westfalen), Felix Rodenjohann (Mitbegründer der KlimaUnion e.V. sowie Gründer und Geschäftsführer der ansvar2030 Holding GmbH) und Ralph Brinkhaus MdB (Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag)